Hefte 1 - 8:
Heft 2: Die Überwindung des Minderwertigkeitskomplexes
Heft 4: Wie kann man nach einer Enttäuschung wieder Vertrauen finden?
Heft 7: Aufschieben, verzögern, vertagen - was hindert uns, Dinge anzupacken?
Heft 8: Intensive Psychotherapie bei Psychosen
"Die Überwindung
des Minderwertigkeitskomplexes oder wie man aus seinen
Schwächegefühlen herauskommt." (Heft 2)
von Dr. med. Lilly Merz
Dem aufmerksamen und interessierten Betrachter des menschlichen Zusammenlebens zeigt sich in tausendfältigen Nuancen, wie Menschen mit Herausforderungen des Lebens umgehen. Möchte man einen Einblick erhalten, warum der Umgang so unterschiedlich ist, dann vermittelt der vorliegende Vortrag anhand von Fallbeispielen Grundlagen zum Verständnis. Diese basieren auf den neusten Erkenntnissen der Individualpsychologie. Letztere geht davon aus, dass die individuellen Lösungsstrategien bei Herausforderungen im Leben Hinweise auf die Bewegungslinie oder den Lebensstil des Menschen geben. Wenn sich aufgrund von fehlendem Wissen und einer verfehlten Einführung ins Leben Schwächegefühle entwickeln und sich diese infolge von unvermeidlichen Fehlschlägen noch vertiefen, so kann ein Minderwertigkeitskomplex entstehen. Mit dieser seelischen Ausstattung sind die Aufgaben des Lebens nur mit grossem Aufwand zu bewältigen. Diese verfehlten Versuche der Lebensbewältigung schaffen Distanz zu den andern. Schwächegefühle und Minderwertigkeitskomplexe sind, – so die optimistische Perspektive des Vortrags – zu beheben durch Ermutigung, Verständnis und kompromisslose Betrachtung der negativen Aspekte der erlernten Bewältigungsstrategien in einer Vertrauensbeziehung. Es bedingt eine moralfreie Herangehensweise an die eingeübten Reaktionsweisen, das Verstehen der Irrtümer und den Mut zu ausdauerndem Training neuer, gemeinschaftsorientierter Antworten an das Leben. Wie dieser Weg aussehen kann, veranschaulichen lebensnah verschiedene Fallbeispiele am Ende des Vortrags.
"Wie kann man nach einer
Enttäuschung wieder Vertrauen finden?" (Heft 4)
von Dr. med. Lilly Merz
Enttäuschungen gehören zum Leben des Menschen. Wie einschneidend sie sind und wie lange es dauert, bis der Enttäuschte wieder Mut und Vertrauen fasst, hängt weitgehend von seiner seelischen Ausstattung ab. Gram, Groll, Angst, Wut, Aggression, Rückzug von den Menschen und Depression sind häufige Reaktionen, aber untauglich, um die Verletzung, mit welcher eine Enttäuschung verbunden ist, zu überwinden. Sucht der Betroffene das Gespräch mit einer vertrauten Person, kann er konstruktive Auswege finden. Der vorliegende Vortrag zeigt auf der Grundlage von individualpsychologischen Erkenntnissen, wovon es abhängt, welchen Weg der einzelne bei Enttäuschungen und Niederlagen beschreitet. Dessen unbewusste Lebenseinstellung oder der Lebensstil, also seine Meinung über die Menschen und das Leben, leiten ihn. In der Erziehung entstandene Irrtümer, aufgrund derer er seine Erlebnisse verzerrt wahrnimmt, machen ihn misstrauisch und lenken seine Schritte. Unter Einbezug von neusten neurophysiologischen, anthropologischen und soziologischen Forschungsergebnissen und unterstützt durch eindrückliche, lebensnahe Fallbeispiele, führt der Vortrag ein in das Verstehen dieses Werdens. Er zeigt auf, wie durch die Auseinandersetzung mit der Lebensmelodie, durch den Aufbau eines tragfähigen sozialen Netzes und durch die Erfahrung gegenseitiger Hilfe sowie wohlwollender Kooperation, der seelische Schmerz heilen und neues Vertrauen ins Leben entstehen kann.
"Aufschieben, Zögern, Vertagen
– Was hindert uns, Dinge anzupacken?" (Heft 7)
von Fiorenza Piraccini, MSc.
Psychologie
Die meisten Menschen kennen das unliebsame Phänomen, dass man unliebsame Aufgaben hin und wieder hinauszögert, aufschiebt und vertagt, anstatt sie direkt anzupacken. Wir Menschen weichen aber auch Dingen aus, die an sich nicht unliebsam sein müssten, zum Beispiel einer engeren Beziehung zu unseren Mitmenschen. Der Vortrag nimmt sich der Frage an, was uns daran hindert, Dinge anzupacken, anstatt sie hinauszuschieben. Dazu werden einleitend die Grundlagen vermittelt, wie man sich einer solchen Fragestellung psychologisch nähert und wie man sie verstehen muss. Denn hinter beobachtbaren Verhaltensweisen steht immer eine psychische Bewegung. So steht hinter dem Aufschieben, dem Zögern oder dem Vertagen eine Ausweichbewegung, die sich in vielen Bereichen des Lebens zeigen kann. Jede psychische Bewegung – auch die des Ausweichens – wird verständlich, wenn man die unbewussten Überzeugungen kennt, die ein Mensch auf dem Hintergrund seiner ersten Lebensjahre gewonnen hat. Je nachdem, wie ein Mensch das Zusammenleben mit seinen Mitmenschen erlebt und welche Schlüsse er daraus gezogen hat, nimmt er eine entsprechende Haltung im Leben ein. Er hat eine innere Stellungnahme entwickelt, wie er die Welt und die Menschen sieht und welches Ziel er unbewusst verfolgt. Diese kognitiv-emotionale Stellungnahme beinhaltet, was er von den Menschen hält, was er von sich selber hält, was er sich zutraut und was nicht, was er glaubt leisten zu müssen, um recht zu sein, was er sich von seinen Mitmenschen erhofft, was er befürchtet, was er als unangenehm und erstrebenswert empfindet und was nicht. Entsprechend seiner unbewussten Überzeugungen wird er ausweichen, wo er Befürchtungen hat, sich etwas nicht zutraut oder ein anderes Ziel verfolgt. Durch dieses psychologische Verständnis können wir zu einer realistischeren Stellungnahme gelangen, die uns ermöglicht, das Leben direkter anpacken und erfüllender gestalten zu können.
Intensive Psychotherapie bei Psychosen (Heft 8) von Dr. med. Lilly Merz
Viele Menschen glauben noch heute, dass eine Psychose den Menschen überfällt und dass sie nicht verstehbar ist. In dieser Broschüre wird in der Tradition vieler Psychologen und Psychiatern die Ansicht vertreten, dass Psychosen genausi wie andere psychische Schwierigkeiten verstehbar sind und durch Psychotherapie geheilt werden können. Sie werden hier als eine Nachwirkung von unglücklichen Kindheitskonstellationen betrachtet. Der Betroffene ist durch tragische Erlebnisse und osychische Verstrickungen im Vertrauen zu sich selbst und die Mitmenschen erschüttert. Wenn er durch unglückliche Erlebnisse im späteren Leben geschwächt ist, greift er unbewusst auf kindliche Muster zurück. Er sucht nach Lösungen der anstehenden Probleme und findet sie nicht, weil ihm die entsprechenden psychischen Möglichkeiten fehlen und er diese mit aller Anstrengung nicht alleine entwickeln kann. Im vorliegenden Vortrag wird ebenfalls dargestellt, dass der von einer Psychose Betroffene nur dann aus seinen Verstrickungen herausgelöst werden kann, wenn der Psychiater die notwenigen hohen Anfordeungen entwickelt hat. Dazu gehört eine genaue Kenntnis über die Entstehung von Gefühlsüberzeugungen und im spezifischen den Hintergrund von Psychosen. Genauso wichtig ist es, dass der Psychiater feinfühlig, wohlwollend, emotional gleichwertig und über einen langen Zeitraum geduldig die Verästelungen des Seelenlebens zusammen mit dem Patienten erforschen kann. Zudem darf er sich nicht durch verschiedenste Absicherungstendenzen, Zurückweisungen und Verunsicherungen des Hilfesuchenden beeinträchtigen lassen, sondern ihm den Weg zu den Mitmenschen aufzeigen, mit ihm seine oft negative Wahrnehmung des Lebens verstehen und ihn konkret ermutigen, mit den anderen Menschen das Leben zu gestalten. In diesem Vortrag wird darüberhinaus der seltene Versuch gemacht, die notwendige, intensive Psychotherapie zu skizzieren, um so Hilfesuchende und Psychiater zu ermutigen, öfter und ausdauernder eine Gefühlswandlung beim Hilfesuchenden zu bewirken.